"Wenn ich Dich je vergesse, Jerusalem, dann soll mir die rechte Hand verdorren."
(Psalm 137)
In Psalm 137 drücken sich zwei historisch wichtige Elemente aus: Die uralte jüdische Sehnsucht, nach Jerusalem zurückzukehren. Und die Bedeutung Jerusalems für die Seele des Judentums.
Der Zionismus – Ergebnis historischer Erfahrung.
Die Erfahrungen aus 2.000 Jahren ergaben:
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Als Minorität waren Juden immer abhängig von der Willkür der Herrschenden und bedroht von Neid und Verfolgungswut der Massen.
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Nur die Selbstbestimmung als gleichberechtigte Nation unter den Nationen konnte Unterdrückung und Verfolgung beenden.
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In einer Welt von Nationalstaaten konnte nur der Aufbau einer nationalen Heimat in Israel die Basis einer lebenswerten Zukunft schaffen.
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Dieser Wunsch hieß Zionismus.
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Visionär und Motor war Theodor Herzl.
„Wir haben überall ehrlich versucht, uns der umgebenden Volksgemeinschaft anzupassen und nur den Glauben unserer Väter zu bewahren. Man lässt es nicht zu. Vergebens sind wir treue und an manchen Orten sogar überschwängliche Patrioten, vergebens bringen wir dieselben Opfer an Gut und Blut wie unsere Mitbürger, vergebens bemühen wir uns, den Ruhm unserer Vaterländer in Künsten und Wissenschaften, ihren Reichthum durch Handel und Verkehr zu erhöhen. In unseren Vaterländern, in denen wir ja auch schon seit Jahrhunderten wohnen, werden wir als Fremdlinge ausgeschrien.“
Theodor Herzl, „Der Judenstaat“, 1896
„Der Zionismus erstrebt die Schaffung einer öffentlich-rechtlich gesicherten Heimstätte in Palästina für diejenigen Juden, die sich nicht anderswo assimilieren können oder wollen.“
Aus dem Basler Programm des ersten Zionistenkongresses, 1897
Theodor Herzl, 1860 – 1904. Begründer der zionistischen Bewegung. Als Journalist berichtete er über den Pariser Verleumdungsprozess gegen den jüdischen Artilleriehauptmann Dreyfuss. Die dreisten, konstruierten und antisemitischen Vorwürfe gegen den Hauptmann erschütterten Herzl zutiefst. Fortan widmete er sich mit ganzer Kraft dem Aufbau des Zionismus und der Errichtung eines jüdischen Staates.
Timing und politisches Umfeld
Mit dem Kampf der Griechen gegen die osmanische Herrschaft im frühen 19. Jahrhundert begann ein politischer Megatrend: der (weitgehend) liberale Nationalismus. Dessen Ideen verbreiteten sich rasch und führten zu den Befreiungskämpfen in ganz Europa - auf dem Balkan, in Irland, Norwegen, Polen, Italien, Belgien und Deutschland. Freiheitskämpfe, Freiheit und nationale Selbstbestimmung wirkten auf die zionistische Bewegung elektrisierend.
Streng betrachtet war Herzls Vision nicht neu. Immer wieder führte bei jüdischen Gruppen die Sehnsucht nach Zion im Laufe der Zeit zu Rückkehrbewegungen in die alte Heimat Israel. Die meisten Rückkehrer ließen sich in den vier religiösen Zentren Israels nieder: Jerusalem, Hebron, Tiberias und Zfat (Safed).
Bereits 1860 lebten in Jerusalem mehrheitlich Juden.